Die Termiten – Plattform für Kritische Sozialarbeit in Tirol – beabsichtigt heuer zum Thema „Bestrafen der Armen“ eine weitere Veranstaltungsreihe zu organisieren.
Bis Frühjahr 2015 soll das Thema „Bestrafen der Armen“ aus den unterschiedlichsten Perspektiven und unter verschiedenen Aspekten beleuchtet und diskutiert werden.
Beabsichtigt ist mit mehreren Veranstaltungen eine Plattform für Diskussion für alle am Thema Interessierten zu bieten. Zu Beginn jeder Veranstaltung wird es einen kurzen themenspezifischen Input eines/r geladenen ReferentIn geben (ca. 20 – 30 Minuten), der im Anschluss für rege Diskussion sorgen soll.
Am Ende der Reihe ist eine Abschlussveranstaltung geplant, in der die verschiedenen Erkenntnisse aus den einzelnen Abenden zusammenfließen sollen. Ihr/Sie werden in Kürze via Email über den ersten Termin informiert werden und wir freuen uns über dein/Ihr Interesse.
Menschen, die durch die Folgen von Globalisierung, durch die Deregulierung der Wirtschaft, die Prekarisierung von Beschäftigungsverhältnissen und den Rückbau der sozialen Sicherung auf dem Weg des sozialen Abstiegs sind, scheinen sich häufiger in den Maschen des Gesetzes zu verfangen. Menschen in prekären Lebensumständen werden immer weniger durch einen Sozialstaat geschützt und unterstützt, sondern von einem zunehmend strafenden Staat begleitet.
Leitbild des Neoliberalismus ist kein schwacher, demokratischer und toleranter, vielmehr ein hart durchgreifender und nötigenfalls disziplinierender Staat. Das raue öffentliche Klima, die verschärfte Disziplinierung durch Sozialgesetze beziehungsweise Verwaltungsrichtlinien und die zunehmende Repression der Behörden spüren hauptsächlich Langzeitbeschäftigungslose oder Personen, die seit langer Zeit auf Arbeitssuche sind, Bezieherinnen und Bezieher von Mindestsicherung (früher Sozialhilfe) und Wohnungs- beziehungsweise Obdachlose. Menschen in Not geraten schnell in den Verdacht mit staatlichen Mitteln missbräuchlich umzugehen.
Armut wird zunehmend individualisiert, Arme werden zu BittstellerInnen und EmpfängerInnen von caritativen Zuwendungen gemacht. Arme werden zu TäterInnen, Politik, Staat und Verwaltung bekämpfen die Armen und nicht die Armut. Soziale Einrichtungen werden mehr und mehr zu bürokratischen und kontrollierenden Institutionen. Jede Form nichtkonformen Verhaltens wird mit Sanktionen bedroht.
Tatsächlich produziert der Neoliberalismus die Verbrechen, die er zu bekämpfen vorgibt: Wer Menschen in Chancenlosigkeit hält, braucht sich über die Folgen nicht zu wundern. Wer die Bedürftigen als Objekte staatlicher Reglementierung behandelt und nicht mit Respekt, wird das Vertrauen in den Staat und in die Demokratie gefährden.